A Slightly Curving Place - Haus der Kulturen der Welt / by Anton Schlesinger

Studio Singer (Architektur) und theapro (Bühnentechnik, Bühnenbeleuchtung und Akustik) gestalteten im Rahmen der am 21. Juli 2020 eröffneten Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin „A slightly curving place“ ein opto-akustisch wandelbares Objekt, zur mannigfaltigen Konstruktion und Auflösung einer Aufführungsstätte.

Gegenstand der Ausstellung sind die Arbeiten des Inders Umashankar Manthravadi über die akustisch-archäologische Forschung und der Frage nach der Rekonstruktion der Vergangenheit in unterschiedlichen indischen Kulturstätten. Beispielhaft geschieht dies in der Rekonstruktion der Rani Gumpha Höhle im indischen Bundesstaat Odisha (Orissa) aus dem dritten Jahrhundert v. Chr, die als Kloster diente und wahrscheinlich auch als Theater genutzt wurde. Mit den Werkzeugen des Raumakustikers, dem Dodekaeder und einem Richtungsmikrophon, welche auch ausgestellt werden, geht der Wissenschaftler der Frage nach, ob die Vergangenheit hörbar gemacht werden kann.

Die opto-akustisch dispositive Bühnenstruktur zur Erstellung von kohärenten wie nicht-kohärenten Reizen besteht aus einem konkav zur Decke fliehenden Dom von Stabelementen, welcher ein Lautsprechersystem der TU Berlin hält (Ambisonics). Die Bühnenbeleuchtung sitzt in einer Kreuz-Wabenstruktur. Durch Aktivierung unterschiedlicher Zonen werden Bühnen unterschiedlicher Kubatur geschaffen. Das Ambisonicssystem generiert simultan ein kohärentes Wellenfeld zur Abbildung der archäologischen Stätte im Volumen des Bühnenobjekts. Außerhalb des sog. Sweet Spots zerfällt das kohärente Wellenbild. Damit wird das historische Medium -- die Bühne und ihre Peripherie – dekonstruiert, die Performance externalisiert wahrgenommen. Die Raumakustik der Ausstellungshalle 2 des HKW wurde speziell für die opto-akustischen Performance entwickelt. Die Bühnengestaltung besitzt eine hohe Barrierefreiheit und starke sensorische Aktivierung des Rezipienten.

Bildmaterial ©Laura Fiorio / HKW